Er tendiert zum Chaos und lädt sich ständig negativ auf. Sich verletzen und verlieren ist für die meisten im Betrieb Alltag.

Was für Trainer Niederlagen-„Serien“, sind für Spieler langwierigere Verletzungen. Bist du verletzt, spielt ein anderer. Hast Du Pech, kommst du nur schwer oder gar nicht zurück. Verlieren Teams in Serie, werden zuerst die Trainer, dann die Sportdirektoren, dann die Manager, dann die Vorstände in Frage gestellt. Sie müssen gehen. Anders gesagt: Es sind die Negativa, die das Personalkarussel in Gang halten und, je länger die Saison andauert, umso mehr verschärfen. Und zwar Top Down, je nach Anspruch, ab Platz Eins abwärts. Denn nur der Erste steht unangefochten in der Sonne. Alle anderen wollen nach oben, zumindest bloß nicht weiter runter.

Andreas Rettig, Manager des Aufsteigers FCA, will sich mit aller Macht dagegen stemmen. Er sagte heute der „SZ“: „Die Drehbücher bei sportlichem Misserfolg lesen sich an allen Standorten gleich, da müssen Sie nur die Namen austauschen: Ausbleibender Erfolg, Trainer raus, keine Besserung, also Manager raus – und dann fängt der Verein wieder bei null an. Aber das kann es ja nicht sein, das hat doch kein Konzept.“

Augsburg, HSV, Schalke. Man konnte zu Beginn dieser Saison nie guten Gewissens behaupten, dass der Club mit Ralf Rangnick von einem schönen Spiel, geschweige denn Sieg zu anderen gestürmt war. Also stellte sich Rangnick quasi selbst eine Diagnose und demissionierte in aller Offenheit. Vorbildcharakter? Burnout als psychischer K.O. wieder in aller Munde, knapp zwei Jahre nach Robert Enkes Tod und Markus Millers Teilzeit-Rücktritt aus ähnlichem Grunde beim sensibilisierten Enke-Club Hannover 96. Die, gestählt durch die Vergangenheit, geben sich cool und stabil.

Enkes ehemaliger Berater Jörg Neblung steht so etwas ungewollt gleich mit zwei seiner Keeper bei Schalke 04 im Fokus. So hat sich dieser Tage zu allem Überfluss nach Fährmann auch noch sein Schützling, der Schalke 04 II-Torwart Robin Himmelmann, schwerer verletzt und fällt länger aus. Wie lange Fährmann exakt fehlen wird – drei oder sechs Monate, man weiß es immer noch nicht genau. Die Torwartreserve bei Schalke beschränkt sich fürs erste auf erstligataugliche Keeper wie Mathias Schober und Lars Unnerstall. Letzterer wird jedoch wegen Himmelmanns Verletzungen auch für Schalkes Zweite zumindest partiell gebraucht. So rückt ab sofort ein zweiter Schützling von Jörg Neblung in den Fokus, der vereinslose und deshalb jederzeit wechselfähige Timo Hildebrand. Der hat eine schwere Zeit hinter sich, gibt sich jedoch menschlich geläutert. Aber hat das fleißige Training unter seinem alten Meistertrainer Armin Veh gefruchtet, und ist Hildebrand, der zumindest bislang nicht sonderlich geliebt wurde, nach so langer Spielpause sofort wettkampffähig?

Wir haben erst neun Spieltage dieser Bundesliga-Saison hinter uns – und gerade mal zwei der Champions League, und ein paar kleinere Runden von Pokal und Euro League usw. Wann kommt Arjen Robben zurück? Und René Adler? Und wann wird endlich Kloppo gefeuert?

Nein, uns hat Dortmunds Lars Ricken, ähnlich wie Augsburgs Andreas Rettig der „Süddeutschen“, Ende 2010 versichert, Jürgen Klopp stünde, egal was zukünftig passiere, außerhalb jeder Diskussion, der Verein denke und plane längerfristig.

Noch ist Borussia Dortmund Dritter. Gladbach Zweiter (was macht eigentlich Frontzeck?) Wer definiert eigentlich wie „Erfolg“ in dieser schwarzen Antimaterie namens Profifußball, diesem schnelllebigen Chaos? Die Tabelle wird ihre Kinder fressen – am Ende hat sie es noch immer getan.

Andreas Bach