Seit Gründung der Bundesliga gibt es nur einen Verein, der jedes Jahr dabei war – den Hamburger Sportverein, kurz HSV, liebevoll „Dino“ genannt. Aber auch Dinos sterben aus, es ist nur eine Frage des Zeitpunkts und der Umstände. Diese scheinen nun aber vom neuen Sportdirektor Oliver Kreuzer gravierend beeinflusst zu werden. Auslöser für diese Kurzschlussreaktion – kann man die Entlassung Finks so nennen? – war der spontane Familienurlaub des Ex-Trainers. „München statt Malle“ dachte sich der alte Übungsleiter und besuchte seine Familie. Dabei wird gemunkelt, dass er lediglich mal wieder guten Fußball sehen wollte, in dem er einfach seinen beiden Jungs, Benedict und Julius, im elterlichen Vorgarten beim Ballspielen zusieht. Bedeutend schlechter als seine ehemaligen Spieler aus dem Hanseclub ging es auch wirklich nur sehr schwer. Die sprichwörtliche Reißleine wurde gezogen und Fink darf sich nun wohl wieder auf mehr Zuckerbrot statt Peitsche freuen.

Es wird spannend zu beobachten sein, wen das Bedürfnis der Hamburger Peitschenhiebe in Form von boulevardesken, schlagzeilengeilen Medien sowie der verlässlich kompetenten Inkompetenz der entscheidenden Vereinsorgane als Ersten schwach werden lässt. Wer würde sich keinen Arbeitsplatz wünschen, an dem eine C-Lizenz als Fußballlehrer schon den Nachweis für mehr Kernkompetenz erbringt, als das aufsummierte Fußball-Fachwissen der restlichen Personen, die für die Strukturen in allen Bereichen des Vereins mit verantwortlich sind? Eigentlich sowas wie ein befristeter Traumjob mit einer hanseüblichen Kündigungsfrist von drei Stunden…

Aus internen Kreisen war allerdings auch zu vernehmen, dass der HSV an allen Ecken und Enden einsparen möchte und Fink einfach zu fürstlich verdient haben soll. Da kommen dem Verein Trips nach Malle, wie der von Aogo, oder eben jener Trip nach München sehr gelegen. Zwei Großverdiener ließen sich so nach Darlegung ihrer Verfehlungen ordnungsgemäß von der Gehaltsliste streichen. Dabei soll aber ein ganz anderer Plan hinter dieser Trennungsflut stecken: Über eine bekannte Videoplattform im Internet macht ein Video des HSV-Aufsichtsrates die Runde, in dem es um geheime, interne Akten geht. Unter dem Codenamen „Stadionuhr, du bist zu teuer“ plant der HSV seinen Abgang in Liga Zwei und die damit verbundene Abschaffung der Uhr. Der Grund ist sehr einfach: Seit die Uhr Anfang des Jahres von einer Schweizer Uhrenmanufaktur erneuert wurde, seien die Unterhaltskosten förmlich explodiert. Passend dazu geistert auch schon der Name Markus Babbel durch diverse Medien, denn wenn fußballerische Legasthenie einen Namen hätte, würde sie sich sicher mit Herrn Babbel um die Namensrechte streiten.

Auf Nachfrage von „Hauptsache Fussball“ äußerte sich Klub-Boss Carl Jarchow euphorisch über die mögliche neue Personalie: „Babbel hat bereits in Stuttgart, Berlin und Hoffenheim bewiesen, dass er seinen Vereinen förmlich die Lust am Fußball raubt. Mit ihm würden wir sicherlich ohne Umwege den Weg in die die zweite Liga finden, da er bereits bei diversen anderen Clubs eindrucksvoll zeigen konnte, wie viel Qualität ihm fehlt.“ Für den Fall der Fälle hat sich ironischerweise das Wuseum vom Nordrivalen aus Bremen die Rechte an der Stadionuhr im Falle eines Hamburger Abstiegs gesichert. Ein Sprecher des Wuseums, W. Erder, wurde mit folgenden Worten zu diesem Coup zitiert: „Als wir von der Sache mit Babbel durch die Medien hörten, hatten wir diesen Geistesblitz mit der Stadionuhr. Sollte sich dieses Trainer-Szenario bewahrheiten, wäre der Hamburger SV so nah wie nie an Liga Zwei. Und wo würde man sich mehr über diese Uhr freuen, als bei uns im Wuseum? Wir wünschen dem HSV nur das Beste und ein paar Ehrenrunden in der zweiten Liga wären sicherlich förderlich, um von den utopischen Ansprüchen, die der Verein jedes Jahr aufs Neue formuliert, temporär Abstand nehmen zu können.“

Lustigerweise treffen die beiden Dauerrivalen aus dem Norden am kommenden Spieltag aufeinander. Unter dem Motto „Not gegen Elend“ darf eines der schwächsten Bundesliga-Spiele aller Zeiten erwartet werden, das keinen Menschen außer den Fans, die sich Woche für Woche aufs Neue von ihren Mannschaften durch unterirdische Leistungen auf´s Korn nehmen lassen, interessieren wird. Für Slapstick-Einlagen oder andere Kuriositäten bevorzugen die meisten eher die Nachmittagsunterhaltung von RTL und schauen keinen Fußball. Den Plan mit der Stadionuhr dürfte dieser Umstand allerdings nicht gefährden.

Giuseppe Cotrufo