Juni 2012


Es ist Europameisterschaft. Menschen machen früher Feierabend, trinken auch werktags deutlich mehr, als der Arzt empfiehlt und ertragen stoisch Beziehungskrisen, Konflikte mit dem Arbeitgeber oder andere zwischenmenschliche Verwerfungen, weil ihnen die UEFA nun mal diktiert, jeden Abend an Bildschirmen sitzen und die Bewegungen einer winzigen Kunststoffkugel zu verfolgen. Spiele der eigenen Mannschaft werden erwartet wie früher religiöse Festtage. In der Zwischenzeit kann man sich mit Partien der anderen Länder leidlich trösten. Die sind zwar oft sehr ansehnlich, werden einem aber niemals den gleichen emotionalen Kick geben wie die elf weißgewandeten jungen Männer, die das Gehirn eines deutschen Fans – evolutionsgeschichtlich gesehen – als Mitglieder des eigenen Jagdverbandes betrachtet, deren Aktionen es deshalb mit der Ausschüttung großer Mengen von Stress- oder Glückshormonen quittiert. (mehr …)

Samstag, 9. Juni. Durch ein Tor von Mario Gomez gewinnt Deutschland 1:0 gegen Portugal. Im Anschluss wird der Torschütze heftig kritisiert. Gomez mache von allem zu wenig. Nehme kaum am Spiel teil. Arbeite zu wenig für seine Mannschaft. Die absurdeste Formulierung hierzu kam von Mehmet Scholl: Gomez, so befürchtete er, hätte sich im Spiel „wundgelegen“, aus Untätigkeit, Lauffaulheit, so Scholl direkt nach dem Spiel in der ARD zu Reinhold Beckmann.

Heute, drei Tage später, am Dienstag, den 12.Juni, wird über diese Aussagen immer noch debattiert. Inzwischen zoffen sich FC Bayern-Manager Christian Nerlinger (pro Gomez, via Bild) und FC Bayern-U23-Trainer Mehmet Scholl (contra Gomez), der die Debatte in seiner Funktion als ARD-TV-Fußball-Experte ausgelöst hatte.

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Man kann wohl sagen, dass ich irgendwie immer ein Faible für Torhüter hatte. Einer meiner ersten Fußballhelden ich lernte ihn bei der WM 90 kennen, war tatsächlich Bodo Illgner – für lange Zeit einer der letzten richtig guten Spieler, die der 1.FC Köln selbst hervorgebracht hatte und der es dann sowohl ins Tor der Nationalmannschaft als auch von Real Madrid schaffte.

Seither habe ich immer diese Menschen bewundert, die sich da todesmutig in den Kasten stellen und deren Primäraufgabe es ist („moderner Torwart“ hin oder her), diese eine, diese letzte aller Bastionen zu sein,  (mehr …)

Gestern gegen Israel, das war ja relativ entspannt, andere würden sagen: müde. Eben noch überhaupt nicht  das Gelbe vom runden Leder bzw. Ei – mal so ausgedrückt. Dabei, von Mehmet bis Scholl haben es nahezu alle Deutschen Fußballexperten von den Sendedächern und aus den Blogrolls gekräht, kann es doch gar nicht so schwer sein für unsere  EM-Helden in spe „..den Schalter umzulegen und Gas zu geben“ (M.Scholl u.v.a.mehr). Denn: „Kicken können die doch alle“ (alle, Experten, Laien, Jornalisten, Fans..). Aber – ist das wirklich so? Geht das bisschen Fussi nach Plan so einfach wie alle meinen? Wir meinen – Klar!  Die müssen nur wollen! Das bisschen Fussball, das ist im Prinzip doch genauso zu stemmen wie – das bisschen Haushalt.

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